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PEA. Die körpereigene Schmerzbremse!

26. Februar 2024
PEA. Die körpereigene Schmerzbremse!

Oft sind chronische Schmerzen schwer behandelbar. Studien machen Glia- und Mastzellen dafür verantwortlich, dass das Schmerzsignal dauerhaft verstärkt wird. Immer mehr Forscher propagieren nun den Einsatz einer körpereigenen Substanz, die das Leid der Patienten lindern soll.

Herkömmliche Schmerzmittel eignen sich kaum für eine längere Anwendung. Zu schwerwiegend sind oft ihre Nebenwirkungen. Um chronischen Schmerzpatienten besser als bisher helfen zu können, werden daher dringend neue Arzneien benötigt. Das Fundament für deren Entwicklung scheint vorhanden zu sein, da Wissenschaftler immer besser verstehen, wie Schmerzen entstehen und welche Mechanismen diese verstärken. Früher galten Vorgänge in den Nervenzellen als alleiniger Auslöser von chronischen Schmerzen, doch mittlerweile häufen sich die Hinweise, dass Mastzellen (1) und Gliazellen (2) eine wesentliche Rolle bei der Schmerzausbildung spielen.

Zum Beispiel finden sich Mastzellen oft in der Nähe von Nervenfortsätzen und können dort ein ganzes Arsenal an schmerzfördernden Botenstoffen ausschütten. Bisherige Schmerzmittel treten jedoch nur in Wechselwirkung mit den Nervenzellen und haben wenig oder keinen Einfluss auf die Vorgänge in den übrigen Zelltypen.

  1. Mastzellen sind körpereigene Zellen, die mithelfen, Krankheitserreger abzuwehren
  2. Die Gliazellen bilden das Stützgewebe des Nervensystems

Schmerzen verringern sich bei Studienteilnehmern

Eine körpereigene Substanz könnte nun die nicht-neuronalen Zellen, also die Mastzellen, darin hindern, bei der Schmerzverstärkung in Aktion zu treten: Seit vielen Jahren ist bekannt, dass Palmitoylethanolamid (PEA) offenbar über entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften verfügt. Wie Professor Jan Keppel Hesselink vor kurzem in einem Übersichtsartikel in der Fachzeitschrift The Open Pain Journal berichtete, konnte in mehreren Studien gezeigt werden, dass sich eine Behandlung mit PEA positiv auf Schmerzpatienten auswirkt. In den klinischen Studien, die überwiegend in Italien und Spanien stattfanden, wurde die Substanz an freiwilligen Testpersonen getestet, die unter anderem an Ischias-, Gicht-, Becken- und Rückenschmerzen sowie diabetischer Neuropathie litten.

«Die Probanden profitierten in allen Studien von der Therapie mit PEA, ihre Schmerzen verringerten sich signifikant», sagt Keppel Hesselink, der Lehrstuhlinhaber für Pharmakologie und Toxikologie an der Universität Witten/Herdecke ist.

Weiter sagt Keppel: «Sogar Patienten, bei denen kein anderes Analgetikum mehr anschlug, ging es nach einigen Monaten deutlich besser.»

Wesentliche Nebenwirkungen konnte der Molekularpharmakologe nicht beobachten. Die Substanz wird als Nahrungsergänzungsmittel unter dem Namen «PEA» als Kapsel von der Chrisana angeboten und kann ohne Weiteres mit anderen Schmerzmitteln kombiniert werden.

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PEA bremst Produktion entzündungsfördernder Moleküle

Heute weiss man, dass PEA in den an der Schmerzentstehung beteiligten Zellen einen Stoff namens PPAR-alpha aktiviert. Dieses Protein sorgt dann dafür, dass die Zellen weniger entzündungsfördernde Botenstoffe produzierten.

Keppel sagt weite: «Dieser komplett andere Ansatz könnte die Behandlung von chronischen Schmerzen revolutionieren, weil PEA den Schmerz wirkungsvoll bekämpft, ohne dabei die Aktivität der Nervenzellen zu hemmen».

Industrie zeigt kein Interesse

Dass PEA sich als Schmerzmittel trotz jahrelanger Forschung noch nicht durchgesetzt hat, verwundert kaum:
«Weil ein körpereigenes Molekül nicht patentierbar ist und man deshalb nur wenig Geld damit verdienen kann, haben grosse Pharmaunternehmen kein Interesse an PEA».

Aber ohne industriellen Partner jedoch lassen sich keine grossen multizentrischen Studien mit neuen Wirkstoffen finanzieren, die aber nötig wären, um in internationalen Fachzeitschriften Erwähnung zu finden. Deshalb möchte die Firma Chrisana ihre Erkenntnisse nun an möglichst viele Interessierte weitergeben und erhofft sich dadurch eine erhöhte Aufmerksamkeit für PEA – einer Substanz, von der viele Menschen mit chronischen Schmerzen eventuell profitieren könnten. Ein Versuch lohnt sich alleweil.

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Foto von Gioele Fazzeri auf Unsplash